Das #G20c ist vorbei … Dank und Ausblick


Das #G20c ist vorbei und es hat uns, da darf ich sicher auch für meine Kollegen Dr. Both und für Herrn Löper aus der Senatsverwaltung für Inneres sprechen, sehr viel Spass gemacht und viele Anregungen gegeben.

Der erste Tag bot den richtigen Rahmen, um das Thema auch weiteren Interessierten gut und professionell zu präsentieren – und insbesondere der Beitrag von Anke Domscheit skizzierte die weite Problemlandschaft ebenso präzise wie er Chancen und Entwicklungsoptionen von open government für beide Seiten aufzeigte.

Immer wieder wurde auch deutlich : wenn es heisst „Verwaltung trifft social media“ bedeutet das auch: da treffen aufeinander auf beiden Seiten Bürgerinnen und Bürger selbst ! Es geht nicht nur um Compter&Daten und deren Austausch und Möglichkeiten – sondern es gibt jetzt eine solche Vielfalt von Anwendungen, Tools und Optionen, dass die soziale Komponente, die Frage der Offenheit der Nutzer viel stärker in den Focus tritt.

Drei komplizierte Themenfelder verlangen m.M. nach einer Bearbeitung und es gab dazu viele,
aber noch nicht ausreichend Lösungsangebote :

1. Die Schere zwischen dem technisch Möglichem und dem real Nützlichen
Komplexe Programme versuchen immer besser, Entscheidungsmöglichkeiten abzubilden, intellektuelle Debatten transparent zu machen und damit Zusammenarbeit zu verbessern. Auf der anderen Seite macht uns gerade die aktuelle Werbung klar: man will nicht verunsichert werden. Zu komplex soll es nicht sein, ein Klick und dann auch schon wieder ran an die leichten Dinge im Leben… Hier ist  der Techniker selbst gefragt, im engen Dialog mit den Nutzern nicht eine Vielzahl von 100 Einsatzmöglichkeiten anzubieten, sondern immer mal wieder auch zu evaluieren, was an dem System hat sich wirklich durchgesetzt, welche der Tasten und Optionen wird am meisten genutzt und was können wir in eben dieser Nutzung verbessern. Zu deutsch: wenn viele schöne Systeme der Kollaboration, der gemeinsamen Textarbeit, aber auch einfache gemeinsame Adressensammlungen nicht genutzt werden, sondern viele weiter ihr kleines blaues Notizbuch haben, muss da auch Technik mal ran an die Nutzer und Anpassung erfolgen.

2. Wem nützen die Daten von gestern ?
Die Schere zwischem dem Vollständigkeitsanspruch an offizielle Texte, Papiere, Analysen und dem
Prozesshaften, Schnellen in der Meinungsbildung wird immer schwieriger. Wem nützen die Daten von 2008, auch wenn sie inzwischen bis ins Letzte Eckchen durchgeprüft sind – wenn sich aktuelle soziale Prozesse viel schneller entwickeln ?
Kann unsere auf Perfektionismus und Vollständigkeit, Rechtssicherheit und Kontrollierbarkeit angelegte Gesellschaft die deutsche insbesondere, sich selbst so wandeln, dass sie das Prozesshafte, Spontane, dieVorläufigkeit annimmt ? ( Schließlich heisst es beim Wahlabend um 18 Uhr auch, dass es sich um vorläufige Daten handelt und diese Form der Zunahme an Sicherheit im Ergebnis über die dann nächsten Stunden ist akzeptiert. )

3. Hierarchische Abstimmung contra Blog nach Mitternacht Vertrauen wird zur neuen Währung
Mit der Option, dass bestimmte Statements und Infos durch das Netz in Sekundenschnelle einmal rund um den Gobus geschickt werden können, steigt nicht die Bereitschaft zur offenen Information, sondern auch die Angst vor zu rascher, ungeprüfter Information. Selbst Projekte mit allergrößtem verbalen Anspruch an Transparenz und Partizipation geraten in die Falle, sich selbst mit restriktiven Mitteln und Sprechverboten schützen zu wollen.
Das klappt selten und meist nicht sehr lange.

Unternehmen wie Verwaltung, Parteien wie politische Aktionsgruppen müssen, umso mehr Mitstreiter selbst im Web aktiv sind,  dies stärker regeln, sie müssen social media guidelines nicht nur entwerfen, sondern auch debattieren und dann in der Praxis erproben.  Der Satz von Jens Best beim etzten UdL Talk, es gehe beim gesamten Thema vor allem Vertrauen, erzeugte bei den Zuhörern Befremden, steht für die meisten doch Rechtssicherheit, Datensicherheit, Regelwerk im Mittelpunkt. In Wirklichkeit ist aber genau das Vertrauen die wichtigste Währung im Umgang mit den neuen Medien und Kommunikationsmöglichkeiten. Das aber lässt sich nicht automatisch am Bildschirm herstellen, sondern muss auch immer wieder im persönlichen Gespräch, Blick ins Auge, erarbetet werden.

Für genau den letzten Punkt hat das Camp wieder einen wunderbaren Beitrag geleistet.
Wir sind inspiriert und motiviert und gehen nur unseren, am 30. September beschlossenen,
Lokaltermin der Berliner Akteure aus Verwaltung und NGO an… #D2B1 – denn es lohnt sich,
gemeinsam Berlin voranzubringen.

Herzlicher Gruss und bis zum 28. Oktober !

Julia Witt
D2B1 auf Twitter www.twitter.com/D2B1

Wie kann man zwischen dem immer stärker gesamtgesellschaftlichen Wunsch nach Aktualität, nach rascher Kommunikation direkt in die gesellschaftlichen prozesse hinein